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Zisterzienser in Europa

Die Abtei Heisterbach gehörte zum Orden der Zisterzienser. Dieser Orden ist seit dem Mittelalter – ausgehend von Frankreich – in ganz Europa verbreitet.

Die Zisterzienser folgten bei ihren Klostergründungen einem festgelegten Prinzip:

Ausgehend von einem „Mutterkloster“ wurden „Filialen“ gegründet und wirtschaftlich sowie geistlich betreut. Im Jahre 1098 wurde in Cîteaux in Frankreich das erste Kloster der Zisterzienser gegründet.

Von hier aus entstanden vier „Filialen“ als Primarabteien: La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond.Heisterbach gehört zur Klosterfamilie von Clairvaux. Seine Gründungslinie führt von Cîteaux über Clairvaux und Himmerod ins Heisterbacher Tal.

Dieses Filiationsprinzip von Klostergründungen war grundlegend für die starke Verbreitung der Zisterzienser im Laufe des Mittelalters. Sie waren sowohl für das spirituelle Leben als auch für die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Europas von sehr großer Bedeutung.

Zisterzienser in Deutschland

Ausgehend von den Primarabteien Clairvaux und Morimond wurden in Deutschland bis zum Jahr 1500 zahlreiche Zisterzienserabteien gegründet.

Die Gründung von Heisterbach verlief sehr typisch: Unter der Leitung von Abt Herrmann reisten am 17. März 1189 dreizehn Mönche vom Kloster Himmerod aus ins Siebengebirge. Ihr Auftrag war die Gründung eines Tochterklosters.

Am 22. März 1189 trafen sie auf dem Petersberg ein. Hier hatte ihnen der Kölner Erzbischof die leerstehenden Klostergebäude einer Niederlassung von Augustiner-Chorherren überlassen.

Aber schon drei Jahre später zogen sie vom Petersberg hinunter ins Heisterbacher Tal. Dieser Standortwechsel erfolgte sehr bewusst und war typisch für die Anlage von Klöstern der Zisterzienser. Durch die Lage im Tal war die Wasserversorgung gesichert. Gleichzeitig bot die entlegene Landschaft die gewünschte Abgeschiedenheit und Ruhe für das religiöse Leben.

Baugeschichte des Klosters Heisterbach

Im Jahre 1192 begannen die Zisterzienser mit der Errichtung der Kloster- und Wirtschaftsgebäude. Sie wurden 1202 fertiggestellt. Um 1200 wurden Fischteiche mit einer Wassermühle sowie eine heute noch vorhandene unterirdische Wasserleitung angelegt.

Im Jahre 1202 begann man mit dem Bau der großartigen Abteikirche. Der architektonische Entwurf war besonders kunstvoll und vereinte romanische und gotische Stilelemente. Die Steine kamen vom nahen Stenzelberg. Mit einer Länge von 88 Metern war sie eine der größten Kirchen im ganzen Rheinland. Sie übertraf damit alle romanischen Kirchen Kölns, mit Ausnahme des damaligen romanischen Doms.

1227 wurden der Chorkranz – mit den Kapellen für 17 Altäre – und die Sakristei fertiggestellt und geweiht, 1233 die Klausurgebäude, 1237 die Kirche.

Ein Grundriss zeigt die Klosteranlage um 1825. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Abtei verschiedene Um- und Ausbauten sowie Gebäudeabrisse. 1809-1820 wurden das Dormitorium, der Kreuzgang und die Abteikirche in Folge der Säkularisation abgerissen. Von der Abteikirche blieb lediglich die Chorruine erhalten. Der Plan zeigt die ursprüngliche Ausdehnung.

Forschungsprojekt zur Klosterlandschaft Heisterbacher Tal

In einem Forschungsprojekt wurde die historische Kulturlandschaft der ehemaligen Abtei Heisterbach untersucht.

Diese „Modellhafte Konzeptentwicklung Kulturlandschaft Heisterbacher Tal“ erfolgte im Auftrag des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der Stiftung Abtei Heisterbach und der Stadt Königswinter.

Die Finanzierung übernahmen die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) und die Stadt Königswinter.

Zwei Fragen standen dabei im Mittelpunkt:

Zum Einen die Erforschung aller heute noch greifbaren Spuren, die die Menschen – vor allem die Mönche der Abtei – im Heisterbacher Tal hinterlassen haben. Zum Anderen die Frage, wie mit diesem kulturellen Erbe in der Zukunft umzugehen ist.

In einem begleitenden Projektbeirat werden die Belange von Denkmalpflege, Natur- und Landschaftsschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie der Stadt Königswinter integriert und innovativ mit Vertretern der betroffener Fachbehörden und Institutionen abgestimmt. Berücksichtigt werden hier auchdie religiösen Ursprünge und Dimensionen des Forschungsgegenstandes „Abtei Heisterbach“.

Ziel ist es, Methoden und Konzepte im Umgang mit der historischen Kulturlandschaft am Beispiel der Klosterlandschaft Heisterbacher Tal im Naturpark Siebengebirge zu entwickeln.

Gefördert mit Mitteln der

– Deutschen Bundesstiftung Umwelt und

– der Stadt Königswinter

im Auftrag des

– Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und der

– Stiftung Abtei Heisterbach

Was ist eine historische Kulturlandschaft?

Seit über 7000 Jahren verändert und gestaltet der Mensch die Naturlandschaft mit Ackerbau und Viehzucht.

Dadurch wandelte er die Naturlandschaft in eine Kulturlandschaft um. Dieser Prozess setzte somit in der Vergangenheit ein, hält heute noch an und wird auch in Zukunft die Landschaft verändern:

Die Landschaft hat eine Geschichte. Historische Kulturlandschaften sind demnach Landschaften, die dem heutigen Zustand vorausgegangen sind. Ihre Bestandteile wurden von Menschen geschaffen. Die Elemente der Kulturlandschaft können Bauwerke wie die Abtei Heisterbach sein, aber auch Nutzungen wie das Acker- und Grünland sowie Wald.

Entwicklung der historischen Kulturlandschaft Heisterbacher Tal bis 1825

Vor der Gründung der Abtei Heisterbach war das Tal bereits besiedelt. Die Siedlungen waren Oberdollendorf, Heisterbach, Altenrott und Hattenrott. Dazwischen lagen Ackerflächen und genutzte Wälder.

Die Gründung eines Klosters hatte große Auswirkungen auf die nachfolgende Landschaftsentwicklung.

Im Zuge der hochmittelalterlichen Rodung und der klösterlichen Einflussnahme aufgrund des Klosterbesitzes, durch Zehntabgaben, Verwaltung sowie Bewirtschaftung und Fürsorge seitens des Klosters für die umliegende Bevölkerung veränderte sich die Landschaft im Heisterbacher Tal.

Vor allem die Anlage von Fischteichen, Wassermühlen und die Förderung des Weinbaus durch die Abteiprägten das Heisterbacher Tal. Besonders der Ackerbau auf großen Flächen veränderte die Landschaft nachhaltig. Noch heute sind diese über 700 Jahre alten Kulturlandschaftselemente nördlich des Klosters erhalten.

Entwicklung der historischen Kulturlandschaft Heisterbacher Tal 1825 bis heute

Die unterschiedlichen Nutzungen des Heisterbacher Tales im Laufe der vergangenen Jahrhunderteprägten die Landschaftsentwicklung und das heutige Landschaftsbild.

Ein Vergleich der Karten verdeutlicht den Wandel. In der Ausstellung sind 5 Landnutzungskarten von 1825, 1843, 1893, 1954/55 und heute mit Fotos aus dem Kulturlandschaftskataster zu sehen.

Auch heute noch lassen sich in der Landschaft die unterschiedlichen Nutzungen ablesen. Das Tal ist gegliedert in Acker- und Grünland, Gärten, Weinberge, Wälder, Siedlungsflächen, Steinbrüche, Wege und Straßen.

Die jeweiligen Nutzungen waren und sind abhängig von der zur Verfügung stehenden zeitgenössischen Technik. So wurden etwa landwirtschaftlich genutzte Feldwege dem individuellen Autoverkehr angepasst und geteert. 

Kulturlandschaftswandel im Heisterbacher Tal

Landschaft muss als Ganzes erfasst werden. Zu diesem Zweck wurde die „Kulturlandschaftswandelkarte“ entwickelt.

In unterschiedlichen Farben werden die Perioden der Landschaftsentwicklung dargestellt: So zeigen die grünen Flächen die Zeit um 1825, die roten Flächen die Zeit von 1825 bis 1893, die orangefarbigen die Zeit von 1893 bis1955 und die gelben die Jahre von 1955 bis heute.

Die um die Karte gruppierten Fotos zeigen Einzelobjekte und verdeutlichen dadurch die Karteneintragungen.

Bäuerliche Kultivierungslandschaft

Wir schaffen täglich neue Kulturlandschaftselemente und damit Kulturlandschaft und empfinden dieseentweder als harmonisch und schön – so wie im Heisterbacher Tal – oder als unattraktiv und langweilig.

Der historische Überblick hat gezeigt, dass Landwirtschaft in der Kulturlandschaftsgeschichte ein wichtiger Gestaltungsfaktor ist.

So entstand die „bäuerliche Kultivierungslandschaft“. Der Bauer – heute der Landwirt – verändert und gestaltet am nachhaltigsten die Kulturlandschaft. Auch in Zukunft kommt dieser Berufsgruppe eine große Verantwortung beim Umgang mit der Landschaft zu.

Diese Nutzung bringt jeweils zeitgenössische Strukturen und Einzelbauwerke hervor – abhängig vomtechnischen Standard und den konkreten Anforderungen. So hat es Hausformen in unterschiedlicher regionaler Ausprägung gegeben, zum Hof gehörige Bauerngärten, kleine Nutzwälder für Brennholz und Bauholz, Ackerfluren, die abwechselnd unterschiedlich bewirtschaftet und je nach Erbrecht parzelliert wurden, Wege, um diese Fluren oder auch die nächstgelegenen Märkte zu erreichen sowie die Waldnutzung mit zyklischen Schlägen. Schließlich entstand eine Landschaft von Höfen, Fluren, Wäldern, Wegen, kirchlichen sowie klösterlichen Einrichtungen.

Naturnahe Kulturlandschaft

Manche Landschaften erscheinen uns als sehr „natürlich“. Es sind meistens die gering besiedelten und bewaldeten Gebiete.

Die Baumarten des Heisterbacher Tales verraten noch heute die frühere Nutzung seiner Wälder:Waldweide und Ramholzwirtschaft für den Weinbau oder aber auch die Anpflanzung von Nadelholzkulturen veränderten stark den früher vorherrschenden Laubmischwald.

Heute werden nur kleinere Bereiche nicht genutzt und bleiben sich selber überlassen: Die sogenannten „Naturwaldzellen“.

Fazit: Ohne den Menschen wäre die damalige und derzeitige Waldbedeckung eine andere.

Erholungslandschaft

Landschaft und „Natur“ bieten dem Menschen die Möglichkeit, verschiedene Grundbedürfnisse zu befriedigen: Wohnen, Arbeiten aber auch Erholung.

Seit ca. 1850 wurde das Siebengebirge durch die „Rheinromantik“ zum beliebten Ausflugsziel der Touristen aus dem nahen städtischen Umfeld. Damit rückte auch die romantische Ruine Heisterbach ins Blickfeld der Touristen. Durch den Schiffsverkehr und vor allem durch die Eisenbahn sowie später durch die Motorisierung hat der Erholungswert des Siebengebirges und damit auch des Heisterbacher Tales zugenommen.

Die Natur- und Heimatbewegungen wie der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“, der „Verschönerungsverein für das Siebengebirge“ und die „Stiftung Abtei Heisterbach“ waren und sind wichtige Institutionen zur Pflege und zum Erhalt wertvoller Erholungslandschaften sowie der herausragenden Bauwerke.

Kulturlandschaftspflege: Konservierung oder Weiterentwicklung?

An die heutige Landschaft werden vielfältige Anforderungen gestellt: Die Zahl der Bewohner nimmt weiter zu, neuer Wohnraum wird benötigt, Arbeitsplätze werden neu geschaffen, Verkehrswege ausgeweitet. In Zukunft wird es immer schwerer, historisch gewachsene Kulturräume zu erhalten, sie gleichsam unter einer Käseglocke zu konservieren.

Daher ist es notwendig, herausragende Gebiete – wie die Klosterlandschaft Heisterbacher Tal – zu schützen. Entscheidungen zu ihrem Erhalt sind zu treffen, um sie für zukünftige Generationen zu erhalten.

Ziel des Forschungsprojektes war es, ein Konzept für konkretes und praktikables Handeln zu entwickeln und umzusetzen.

Es gilt zu entscheiden, in welchen Bereichen des Heisterbacher Tales das kulturelle Erbe in der Landschaft erhalten und ablesbar bleiben soll. Daher sind geschichtliche Werte in die Weiterentwicklung einzubinden. Nur so kann die Kulturlandschaft ihre zunehmend wichtige Funktion erfüllen: Sie soll der Erholung, aber auch der spirituellen Anregung des Menschen in einer hektischen Zeit zu dienen.

Die von der Historischen Geografie erfassbaren Daten werden in einem Kulturlandschaftskataster zusammengestellt. Danach werden abgestimmte Entscheidungen getroffen, die in einigen Fällen – wie z.B. bei den Fischteichen – sogar Rekonstruktionen ermöglichen.

Warum Kulturlandschaftspflege?

Viele Kulturlandschaftselemente – und meist auch ihr gewachsenes Gesamtgefüge – sind heute stark gefährdet. In den vergangenen Jahrhunderten wurde oft auf vorgefundenen historischen Bestandteilen aufgebaut, heute werden diese Elemente meist ersetzt und zerstört. Damit verlieren Landschaften und Orte ihre Geschichtlichkeit, ihr besonderer Reiz wird zerstört.

Kulturlandschaftspflege bedeutet:

Historische Bestandteile der Kulturlandschaft bei der Planung, im Naturschutz, bei der Landes- und der Denkmalpflege zu berücksichtigen. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Wissen um das kulturelle Erbe in der heutigen Landschaft.Gerade die Zisterzienser haben ein bis heute nachhaltiges, wirksames und wertvolles kulturelles und spirituelles Erbe hinterlassen.

Es ist in vielen Details des Heisterbacher Tales bis heute spürbar.

Kulturlandschaftspflege will also die Lebensqualität und den Heimatbezug sichern sowie touristische Attraktivität und ökologische Rahmenbedingungen in der Wechselwirkung Mensch – Natur bewahren.

Ziel der Kulturlandschaftspflege sind Vorschläge zum Schutz, zur Pflege und zur Weiterentwicklung des vorgefundenen Erbes.

Dies ist am Beispiel Heisterbacher Tal erstmals in Abstimmung mit allen Gestaltern und Nutzern der Kulturlandschaft erfolgt und wird in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Sie können diesen interessanten Prozess verfolgen und begleiten, wenn Sie Heisterbach häufiger besuchen!

Gesetzliche Aufträge

Die Erhaltung der Kulturlandschaft ist ein öffentliches Grundinteresse. Innovativ an diesem Forschungsprojekt ist die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs. Dieses Konzept wurde in Abstimmung mit einem Projektbeirat erstellt, in den Vertreter der beteiligten Interessengruppen entsandt waren.

Bisher gibt es in der Bundesrepublik Deutschland kein eigenes Kulturlandschaftspflege -Gesetz. Der Schutz historisch gewachsener Kulturlandschaften wird auf unterschiedlichen Ebenen angestrebt.

Im Jahre 1992 beschloss die UNESCO, neben Kultur- und Naturobjekten auch Kulturlandschaften – wie das Rheintal zwischen Koblenz und Bingen – in das Welterbe aufzunehmen. Daneben gewinnen auf europäischer Ebene Richtlinien wie die zum Schutz des kulturellen Erbes an Bedeutung.

In der Bundesrepublik Deutschland ist weiterhin der § 2, Absatz 1, Grundsatz 13 des Bundesnaturschutzgesetzes wichtig: „Historische Kulturlandschaften und -landschaftsteile von besonders charakteristischer Eigenart sind zu erhalten. Dies gilt auch für die Umgebung geschützter oder schützenswerter Kultur-, Bau- und Bodendenkmäler, sofern dies für die Erhaltung der Eigenart oder Schönheit des Denkmals erforderlich ist.“

Aus diesem Gesetz leitet sich eine Zuständigkeit der Kulturlandschaftspflege sowohl im Naturschutz als auch in der Denkmalpflege ab. In der Denkmalpflege ist auch Ensemble- und Denkmalbereichschutz bei Landschaftsbestandteilen möglich. Dementsprechend können einzelne Kulturlandschaftselemente unter Denkmalschutz gestellt und historische Landschaftsausschnitte bei Naturschutzmaßnahmen mitberücksichtigt werden.

In einigen Bundesländern wie z.B. in NRW können auch Naturschutzgebietausweisungen auf Grund landeskundlicher Bedeutsamkeit erfolgen.

Das Wirken der Zisterzienser bis heute

Die Abtei Heisterbach ist ein besonderes Beispiel für die landschaftsgestaltende Tätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter. Überliefert sind architektonisch herausragende Klosterbauten, aber auch landschaftliche Nutzungen, die bis heute prägend sind.

Damit wird das Heisterbacher Tal zu einer besonderen Attraktion, z.B. innerhalb der „Internationalen Route der europäischen Zisterzienserklöster“.

Die Abtei Heisterbach war nicht nur ein geistliches Zentrum im Siebengebirge, sondern mit seinen weitverstreuten Besitzungen auf beiden Seiten des Rheines bis nach Holland auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region.